Zeller Fasnachtsumzug beeindruckte wieder mit tollen Wagen und spektakulären Szenen.
Foto: Anja Bertsch
Die Bürgermeister von Zell, Häg-Ehrsberg und Kleines Wiesental machen Wind, und der Möhrenturm hat ein Windrad bekommen. Foto: Anja Bertsch
Hürus-Gäng: Die Mittelstädter feiern ihren Hürus. Foto: Anja Bertsch
Die Sunneländer mit dem Fasnachtshuus auf dem sinkenden Schiff Foto: Anja Bertsch
Atzenbach will den „Atzenbergtunnel“ Foto: Anja Bertsch
Wandelnde Windräder ziehen durch die Straße. Foto: Anja Bertsch
„Kundenfang in der Bankestroß“ wurde von der Vogtei Paradies in Szene gesetzt. Rechts: Die Bergvogtei Riedichen ließ den Kuchen zum 40. Geburtstag anrollen. Foto: Anja Bertsch
Foto: Anja Bertsch
Die Bürgermeister von Zell, Häg-Ehrsberg und Kleines Wiesental machen Wind, und der Möhrenturm hat ein Windrad bekommen. Foto: Anja Bertsch
ZELL. Wandelnde Windräder auf der Suche nach heißer Luft, Dutzende von dickbäuchigen Sparschweinen im säuischen Wettkampf und ein Bürgermeister im Schlafrock: Phantasievoll und unterhaltsam kam auch in diesem Jahr wieder der Zeller Fasnachtsumzug daher, der am Sonntag bei strahlendem Wetter an dicht gedrängten Narrenscharen vorbei zog. Neben Umzugswagen waren es vor allem wieder die Fußgruppen, die das Geschehen mit phantasievoller Verkleidung und Schauspieleinlagen aufmischten. Die Themen waren in diesem Jahr vor allem aus dem Zeller Leben gegriffen; die große Politik blieb außen vor.
Während die Schwyzer den Burgi auf ihrem Wagen als Oberschlafmütze zeichneten, der sich nur zu gern auf einem überdimensionalen Bett durchs Städtchen kutschieren ließ, sah die Altbadische Vogtei Gresgen das Stadtoberhaupt um einiges aktiver: In Anspielung auf die gemeinsamen Pläne in Sachen Windkraft sorgten hier die drei Burgis aus Zell, Häg-Ehrsberg und Kleines Wiesental mit einem großformatigen Blasebalg für mächtig Wind - umschwärmt von Dutzenden wandelnder Windrädern in der Fußgruppe.
Das volle Gegenprogramm zu solch sanften Energieschüben fuhr die Vogtei Obertal: Ein mobiles Atomkraftwerk zog gelb qualmend am Publikum vorbei und sorgte für Smogalarm, während im Laufrad rasende Hamster versuchten, mit regenerativer Energie gegenzuhalten.
Die Bergvogtei feierte sich und ihren vierzigsten Geburtstag mit tanzenden Tortenstücken gebührend selbst, die Mittelstädter feierten ihren Hürus und sorgten dabei, unterstützt von der Fußgruppe Pfaffenberg, als "Hürus-Gäng" für mächtig Aufruhr: "Rudi vo de Mittelstadt" dröhnte auf dem Umzugswagen als Riesen-Rocker auf einer heißen Maschine vorbei, immer der "Rudi 66/Route 66" entlang. Neben ihm röhrte eine zigköpfige Rockertruppe durchs Getümmel – frisierte Bobbycars unterm Hintern, mächtig viel Leder, Nieten und Tattoos am Leib.
Rings um etliche andere Umzugswagen ging es buchstäblich tierisch zur Sache: Tummelten sich auf und um den Wagen der Grönländer jede Menge Eisbären, so waren es bei den Sunneländern vor allem die Ratten, die eine tragende Rolle spielten: Die nämlich verließen das sinkende Schiff alias Fasnachtshus, dessen Zukunft die Sunneländer offenbar nicht allzu rosig sehen. Immerhin: Hochdekorierte Marines im Fußtrupp versuchten, mit Spendendöschen, und mobiler Fischstäbchenbraterei doch noch das nötige Geld zusammenzubringen: "Chömet in d’Gäng – spendet ne weng!"
Die Vogtei Paradies inszenierte gelungen das Thema Zeller "Bankestroß", in der sich Sparkasse und Volksbank neuerdings direkt gegenüber stehen: Auf dem Umzugswagen gingen berittene (Spar)Schweine grunzend aufeinander los, während sich in der Fußgruppe rote und blaue Kampfsäue im Schweinrugby maßen und sich Kampfparolen um die Ohren hauten.
Gleich zwei mal schließlich entführten die Vogteien ihre Zuschauer in den Untergrund: "D’Rettung lit unterem Blaue", verhieß die Schänzlevogtei Adelsberg im Angesicht von Schuldenberg und sonstiger Probleme. Ähnlich unterirdisch der Lösungsversuch der Narrenzunft Atzenbach, die für die Engstelle im Ort kurzerhand den (K)Atzenbergtunnel aushoben.
Mehr Bilder gibt es im Internet unter badische-zeitung.de/fotos
Fasnachtsauftakt in Zell 14.11.2010
Florian Eichin ist neuer Hürus
Zu später Stunde, nach einem gewohnt hochwertigen Programm beim "Ölfte Ölfte", war das Geheimnis gelüftet: "Hürus Flori us de Altbadische Vogtei" ist der neue Regent der Zeller Fasnacht
Florian Eichin ist der neue "Hürus Flori us de Altbadische Vogtei" Foto: Silke Hartenstein
ZELL. Bei der Fasnachtseröffnung in der märchenhaft schön dekorierten, ausverkauften Zeller Stadthalle ließen es die Akteure der Zeller Fasnacht wieder richtig krachen. "Mir hoffe, dass mir etwa um halber Zwei z’Nacht so wit sin", hatte Conferencier Thomas Kaiser angekündigt. Bereits gegen 0.30 Uhr marschierte der neue Zeller Hürus Florian Eichin ein. Er wird ab jetzt als "Flori us de Altbadische Vogtei" von Gresgen aus das Zeller närrische Geschehen lenken.
Unter Regie von Andrea Kiefer folgte bei erfreulich kurzen Umbaupausen ein Sketch dem anderen. Zeller Noteknacker und Fanfarenzug heizten der wartenden Menge ein, bis der Hürus unter großem Jubel in den Saal hinab schritt.
"Flori us de Altbadische Vogtei" redete den Zeller Stadträten ins Gewissen: "Mir isch’s egal, ob grün, ob gelb, ob schwarz, ob rot, hockt endlich z’sämme an de Tisch, damit's wieder ufwärts goht". Zur Stärkung des Teamgeistes, so seine Ankündigung, müssen die Stadträte bis zur Fasnacht das Zeller Fasnachtsmuseum renovieren.
Was berühmte Zeller Bürger betrifft, gibt der Hürus Hans Fräulin und Gerhard Jung den Vorzug vor Constanze Mozart und Fridolin Weber. Und von Randale an der Fasnacht hält er gar nichts, dafür umso mehr von den Zeller Musikvereinen: "Ohni euch chönnt mr d’ Fasnacht grad vergesse". "Gschiit blöd gmacht, isch no lang nit's dümmscht" – das neue Zeller Fasnachtsmotto verkündeten Rudolf Philipp und Gotthard Dietsche, die über Funkmasten, Stadtrat, Radarfallen und mehr sangen.
Gaststars dieses Ölfde Ölfde waren erstmals drei Schopfheimer, die früheren Statthalter Wolfgang Lenz, Wolfgang Bühler und Hans Itzin. "Die drei Ex" bewunderten die Fähigkeit der Zeller Bürgermeister, sich monumentale Denkmäler wie Laise-Berg und Rümmeles-Bühl zu setzen und erzählten von ihrer langen Suche nach dem Zeller Rathaus in der Constanze-Weber-Gasse. In Sachen Erhalt der Zeller Kindergärten boten sie ihre Unterstützung an: Unter der Telefonhotline "Kinderwunsch" stünden sie gern zur Verfügung.
Stars der Volksmusik gaben sich bei der "Sonntagstour" die Ehre. Hier gab es ein einmaliges Ereignis: Der smarte SWR-Moderator Hansy Vogt (Uli Merkle) traf auf sein Alter Ego, die muntere "Frau Wäber" (Lutz Hochstatter), nach der unlängst sogar eine Zeller Gasse benannt wurde. Zuvor interviewte Hansy Vogt "seinen alten Freund Thomas Döbs" vom Textilmuseum (Raimund Götz) und Oboenbauer Paul Hailperin (Diana Welte).
Zum krönenden Abschluss stürmten "Marianne und Michael" (Elke Hochstatter und Egon Klauser) die Bühne. Wie das streitbare Pärchen zwischen seinen Kabbeleien in bester Volksmusikmanier sein Publikum anstrahlte, war sehenswert.
Thomas Kaiser in angemessener königlicher Bekleidung sorgte mit viel Esprit für die Moderation und dafür, dass der bereits vermisste Beitrag zu Guschti Kummerers Aktivitäten doch noch kam.
Bei der "Märchenpolitk" am Zeller Stadtratstisch gaben sich unter Anderem Rotkäppchen Claudia Dolzer, Froschkönig Bernd Schneider, Märchenfee Andrea Friedrich, Rumpelstilzchen Thomas Schmidt und Bürgermeister Rudolf Rümmele als Pinocchio mit ausfahrbarer Lügennase die Ehre. Diese längte sich ganz gewaltig etwa bei seinen großzügigen Zusagen für die multifunktionale künftige Nutzung der ehemaligen Klinik als Jugend-, Probe-, Versammlungsraum für italienische Mitbürger und vieles mehr.
Auf Constanze Mozart machten sich die Latscharisänger ihren Reim: "So menki Zeller glaube scho, de Mozart isch gebore do". Ihre Meinung: Wenn man schon Straßen umbenennt und Boulevards errichtet, sollte man auch Albert Zimmermann eine "Rue de Emmel" widmen und einen "Junggesellenboulevard" ins Leben rufen. Auf diesem tummelten sich prominente Zeller Junggesellen vom fröhlichen Vollblutmusiker Lothar Wiesler über den Weltreisenden "Leimi" Leimgruber bis zum Feuer löschenden Schuster Alfred Pfeuffer.
Bei "Llez putz" stürmten Tetra-Funkmastmariechen die Bühne, während sich die flotte Neubürgerin, Yvonne Sieler als sächselnde Pütze in Pink über die tolle Boutique "KiG" ("Koofen im Grönland") freute. Die jungen Frauen der Tanzgruppe sorgten mit ihrem Zwergentanz zu südamerikanischen Rhythmen für Stimmung im Saal, und Beate Pospiech und Sandra Metzger fanden bei Renovierungsarbeiten fürs künftige "Döner- und Pizzahaus" noch reichlich Zeit für Kalauer.
Quelle: Badische Zeitung 12.02.2010
ZELL-GRESGEN. Der erste Zunftabend der Narrenzunft Gresgen unter dem neuen Zunftrat-Trio Beate Waßmer, Matthias Hanke und Fabian Huss war ein voller Erfolg. Unter dem Motto "Medley der letzten 10 Jahre" verbanden sich Traditionelles und Neues zum bunten, unterhaltsamen Programm vor ebenso bunter Kulisse in der gut gefüllten Halle.
"Kommt bitte in einem Kostüm der letzten zehn Jahre!" Diesem Aufruf der Narrenzunft folgte die große Mehrheit der Besucher. Gemeinsam schufen sie so ein schönes, fasnächtliches Bild, das viel zur guten Stimmung beitrug. Dazu hingen die Dekos der vergangenen zehn Jahre in bunter Mischung von der Hallendecke herab, während es links und rechts der Bühne Raum für Neues gab.
Rechterhand sorgte erstmals die Band "Warschins scho" bei ihrem "Heimspiel" für Stimmung, gegenüber führten erstmals die beiden "Bauarbeiter" Alt-Bergvogt Günther Schmittel und Ralf Kleißler von ihrer Empore aus mit viel Humor durchs Programm. Sie erzählten unter Anderem die Geschichte vom Gresgener, der das ganze obere Wiesental erfolglos nach einer "Tigermuschterbadhose" absuchte. Zuletzt holte er sich einen Tigermusterstoff, ließ sich anstelle des erforderlichen Meters gleich zehn Meter andrehen, brachte den Stoff zur Schneiderin seines Vertrauens, verlor nach einem Köpfer vom Sprungbrett das gute Stück im Wasser und sagte nichtsahnend zur geschockten Zellerin am Beckenrand: "Gell, do luegsch! Vo dem han I no nüün Meter deheim". "Bollizischt" Armin Eichin hatte das Jahr hindurch gut aufgepasst und erzählte von zwei Mitmenschen auf der Suche nach neuen Wegen. Während dem einen die Abkürzung mit dem Auto durch den Todtnauerli-Tunnel ein Bußgeld einbrachte, fand Fridolin Meier, der neue Dirigent des Musikvereins Gresgen, seine neue Wirkungsstätte zwar erst nach langer Irrfahrt, kennt jedoch jetzt ein Promillegässle für alle Fälle: Mangels Navi folgte er dem Waldweg, der von der Zeller Liebeck aus gen Gresgen führt. Auch sonst wurden prominente Gresgener auf die Schippe genommen. So besangen Olli Keller, Heiko Schöne und Günther Schmittel den "Ortsvorsteher uffem Rothuus", während Tina Schöne und Simone Vollmer einen viel beschäftigten Gresgener Vereinsvorsitzenden, Stadt-, Ortschafts- und Kirchengemeinderat auf die Schippe nahmen.
"In einem Dörfchen schmuck und fein, da steht ein Bauernhäuschen klein": Hier wurde im Stil eines Märchenspiels die gereimte Geschichte vom Gresgener Bauern auf der nicht enden wollenden Jagd nach seinen die Freiheit liebenden Schafen, Eseln und Rindern erzählt. "Clown" Christoph Hanke begeisterte mit Seil- und Koffertricks und seiner rockenden Minigitarre.
Zwei Blondinen in Schwarz, Tina Wellinger und Kathrin Rabus, legten eine knisternde Vorstellung zu Lady Gagas "Bad Romance" hin und beim Männerballett und Frauentanz ging es rund auf der Bühne. Da kam selbst ein Abgesandter des Vatikans (Christoph Hanke) hinauf zur Bergvogtei und spendete dem Zunftabend seinen Segen. Mit "Schibi, Schibo!" und flotter Tanzmusik klang der Abend aus.